Ex-EY-Chef warnt: KI kleiner Firmen bedroht die Big Four
Die Landschaft der professionellen Dienstleistungen erfährt eine bedeutende Transformation, wobei Künstliche Intelligenz (KI) als mächtiger Disruptor auftritt, der das Spielfeld für kleinere, agile Firmen gegenüber der traditionellen Dominanz der “Big Four” Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsriesen (Deloitte, PwC, EY und KPMG) ebnet. Diese Verschiebung wurde von Hywel Ball, dem ehemaligen UK-Vorsitzenden von EY, hervorgehoben, der betonte, dass die eigenen KI-Investitionen der “Big Four” “doppelt wichtig” seien, da er selbst Aufsichtsratspositionen bei zwei Start-ups übernimmt.
Der rasche Fortschritt der KI, insbesondere in Bereichen wie der agentischen KI, definiert die Erbringung professioneller Dienstleistungen neu. Diese intelligenten Systeme können Aufgaben ausführen und Entscheidungen autonom treffen, was eine grundlegende Verschiebung in den traditionellen Beratungsgeschäftsmodellen signalisiert. Kleinere, technologieorientierte Beratungsfirmen nutzen KI, um Fachwissen mit beispielloser Geschwindigkeit und Genauigkeit zu liefern. Sie übertreffen oft die Fähigkeiten menschlicher Berater, indem sie riesige Datenmengen analysieren und Muster sofort identifizieren. Dies verbessert nicht nur die Servicequalität, sondern reduziert auch die Kosten erheblich durch die Automatisierung routinemäßiger Aufgaben wie Datenerfassung, -analyse und -berichterstattung. Die Flexibilität und Innovationsfähigkeit kleinerer Firmen, die nicht durch Altsysteme belastet sind, ermöglichen es ihnen, sich schnell an veränderte Marktbedingungen und Kundenbedürfnisse anzupassen.
Die “Big Four” sind sich dieser sich entwickelnden Wettbewerbslandschaft sehr bewusst und tätigen selbst erhebliche Investitionen in KI. Deloitte und EY haben beispielsweise agentische KI-Plattformen wie Deloittes “Zora AI” eingeführt, die darauf abzielen, traditionelle Beratungspraktiken zu transformieren, bei Finanzaufgaben zu unterstützen und Steuerfachleute bei der Datenverwaltung und Compliance zu unterstützen. PwC konzentriert sich auf verantwortungsvolle KI und Vertrauen, während KPMG Pläne angekündigt hat, 2 Milliarden US-Dollar in KI- und Cloud-Dienste zu investieren. Diese Investitionen sollen die Effizienz steigern, Kosteneinsparungen erzielen, die Genauigkeit verbessern und eine größere Skalierbarkeit im Betrieb ermöglichen.
Trotz dieser erheblichen Investitionen stehen die “Big Four” vor der Herausforderung, KI in ihre umfangreichen Operationen zu integrieren und gleichzeitig die potenziellen Auswirkungen auf ihre Belegschaft zu berücksichtigen. Einige Experten, wie der ehemalige PwC-Partner Alan Paton, deuten darauf hin, dass die KI-gesteuerte Automatisierung in den nächsten drei bis fünf Jahren zu einer erheblichen Reduzierung von Rollen führen könnte, insbesondere in den Bereichen Audit, Steuern und strategische Beratung. Obwohl dies eine Herausforderung darstellt, bleiben die Führungskräfte von Firmen wie EY und KPMG optimistisch und behaupten, dass ihre Größe und Expertise sie einzigartig positionieren, um umfassende KI-Lösungen zu liefern und die damit verbundenen Risiken zu managen.
Die Integration von KI wird voraussichtlich einen Welleneffekt in der gesamten Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsbranche haben und die Messlatte für Servicequalität und Effizienz höher legen. Während die “Big Four” den Weg weisen, werden andere Firmen wahrscheinlich folgen und die weit verbreitete KI-Adoption beschleunigen. Firmen müssen jedoch auch proaktiv ethische und regulatorische Überlegungen angehen und Transparenz, Verantwortlichkeit und Fairness bei KI-Anwendungen gewährleisten, um das Vertrauen der Kunden zu erhalten. Der Wettbewerbsdruck von kleineren, agilen KI-fokussierten Firmen unterstreicht die entscheidende Notwendigkeit für die “Big Four”, weiterhin innovativ zu sein und sich anzupassen, um ihre Dominanz im Bereich der professionellen Dienstleistungen aufrechtzuerhalten.