Duolingo: KI-Fokus zahlt sich aus, Gegenwind lässt nach

Techcrunch

Die Sprachlern-App Duolingo sandte kürzlich eine deutliche Botschaft an die Tech-Welt: Für ein Unternehmen, das auf schnelle Expansion ausgerichtet ist, kann finanzieller Erfolg scheinbar das öffentliche Echo überwiegen. Trotz massiver Kritik an seiner aggressiven Umstellung auf eine „KI-First“-Strategie, die menschliche Arbeit in den Hintergrund drängte, gab das Unternehmen bekannt, seine vierteljährlichen Umsatzschätzungen übertroffen zu haben, was den Aktienkurs um fast 30 % in die Höhe schnellen ließ.

Die strategische Neuausrichtung wurde im April enthüllt, als CEO Luis von Ahn erklärte, Duolingo werde ein „KI-First“-Unternehmen. Dies bedeutete eine deutliche Reduzierung des Einsatzes von Vertragsmitarbeitern und eine allgemeine Zurückhaltung bei Neueinstellungen, es sei denn, die Automatisierung erwies sich für eine bestimmte Aufgabe als unmöglich. Die Begründung, so von Ahn, war klar: Generative künstliche Intelligenz bot einen beispiellosen Weg zur Skalierung. Tatsächlich war der unmittelbare Effekt spürbar, da Duolingo erstaunliche 148 neue Sprachkurse einführte und damit sein bisheriges Inhaltsangebot mehr als verdoppelte. „Ohne KI würde es uns Jahrzehnte dauern, unsere Inhalte für mehr Lernende zu skalieren“, bekräftigte von Ahn damals und betonte eine wahrgenommene Pflicht, diese Inhalte „ASAP“ (so schnell wie möglich) bereitzustellen.

Während ein Teil der Duolingo-Nutzerbasis Bedenken äußerte, dass diese KI-gesteuerten Funktionen die Qualität der App minderten, zeichnete die finanzielle Leistung des Unternehmens ein völlig anderes Bild. Duolingo prognostiziert nun, dass sein Jahresumsatz 1 Milliarde Dollar übersteigen wird, ein Beleg für seine Wachstumskurve. Darüber hinaus verzeichneten die täglich aktiven Nutzer einen robusten Anstieg von 40 % im Jahresvergleich. Dieses Wachstum, obwohl beträchtlich, lag am unteren Ende der eigenen Prognosen des Unternehmens, die einen Anstieg von 40 % bis 45 % erwartet hatten.

Während einer kürzlichen Quartalsergebnisbesprechung drängte ein Investor von Ahn auf diesen leichten Rückstand. Der CEO führte dies direkt auf den anfänglichen PR-Fehltritt rund um die KI-Ankündigung zurück. „Der Grund, warum wir am unteren Ende lagen, war, dass ich einige Dinge über KI gesagt habe und nicht genug Kontext gegeben habe“, erklärte von Ahn und räumte die anschließende Gegenreaktion in den sozialen Medien ein. Um dem entgegenzuwirken, passte Duolingo seine Social-Media-Strategie schnell an und wechselte von „provokanten Beiträgen“ zu Inhalten, die darauf abzielen, eine positivere Stimmung zu fördern, eine Taktik, die sich laut von Ahn als wirksam erwiesen hatte.

Doch trotz der Bemühungen des Unternehmens, sein öffentliches Image zu verbessern, bleibt eine hartnäckige unterschwellige Kritik auf Plattformen wie TikTok sichtbar. Top-Kommentare zu Duolingo-Videos zielen häufig auf die KI-Abhängigkeit des Unternehmens ab, wobei sarkastische Fragen zur Authentizität von Inhalten oft mit fröhlichen Dementis wie „Nein. Von unserem großartigen Team erstellt!“ beantwortet werden. Diese anhaltende öffentliche Stimmung scheint jedoch kaum bis gar keine materiellen Auswirkungen auf die finanzielle Gesundheit von Duolingo gehabt zu haben. Aus Sicht des Unternehmens unterstreichen die steigenden Umsätze und das Nutzerwachstum eine triumphale Bestätigung seines KI-zentrierten Wagnisses, was beweist, dass vorerst das Endergebnis lauter spricht als der Online-Chor.