KI-Chips: Illegaler Export vor Gericht, Nvidia sagt Nein zu "Kill Switches"
Zwei chinesische Staatsbürger stehen derzeit in Kalifornien vor Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, Hunderte von Nvidia H100 KI-Chips illegal und ohne die erforderlichen Lizenzen nach China exportiert zu haben. Diese rechtlichen Schritte erfolgen, während Nvidia, ein führender Hersteller dieser kritischen Komponenten, gleichzeitig dem wachsenden politischen Druck entgegentritt, „Kill Switches“ oder Tracking-Funktionen in seine KI-Hardware einzubauen.
Laut dem US-Justizministerium sollen Chuan Geng und Shiwei Yang zwischen Oktober 2022 und Juli 2025 ein Schema inszeniert haben, um Nvidia KI-Chips im Wert von Millionen von Dollar nach China zu senden, wobei sie bewusst amerikanische Exportkontrollen umgingen. Diese Chips sind grundlegend für die moderne KI-Infrastruktur und dienen als Rückgrat für das Training fortschrittlicher großer Sprachmodelle. Berichten zufolge wurden einige Lieferungen über Transitknotenpunkte in Singapur und Malaysia geleitet, um ihren endgültigen Bestimmungsort zu verschleiern.
Die Personen sollen ein Unternehmen namens ALX Solutions betrieben haben, das Berichten zufolge kurz nach der Implementierung neuer US-Exportbeschränkungen im Jahr 2022 gegründet wurde. Über zwei Dutzend Lieferungen wurden offiziell an Spediteure in Südostasien versandt, doch die Zahlungen für diese Transaktionen stammten direkt von Unternehmen in China und Hongkong, was auf einen konzertierten Versuch hindeutet, die endgültigen Empfänger der Chips zu verbergen. In einem bemerkenswerten Fall wurde eine Lieferung im Wert von 28,4 Millionen US-Dollar für Singapur deklariert, doch US-Beamte konnten den angeblichen Empfänger nicht lokalisieren. Sowohl Nvidia als auch Super Micro Computer, der Serverhersteller, der ALX angeblich mit mehr als 200 H100-Chips beliefert hat, haben ihre strikte Einhaltung der Exportvorschriften und ihre Zusammenarbeit bei den laufenden Ermittlungen zugesichert. Nvidia betonte, dass es nur mit verifizierten Partnern zusammenarbeitet und dass umgeleitete Produkte keinerlei Unternehmenssupport, Updates oder Dienstleistungen erhalten.
Inmitten dieser rechtlichen Verfahren entfaltet sich eine breitere Debatte über die Sicherheit und Kontrolle von KI-Hardware. Politiker und Entscheidungsträger haben sich zunehmend für die Aufnahme von „Kill Switches“ oder Tracking-Funktionen in KI-Chips ausgesprochen, um deren Missbrauch zu verhindern. Nvidia hat solche Vorschläge jedoch unmissverständlich abgelehnt und seine Einwände in einem kürzlich veröffentlichten Blogbeitrag dargelegt.
David Reber Jr., Chief Security Officer von Nvidia, argumentiert, dass die Integration dieser Funktionen schwerwiegende Sicherheitsrisiken mit sich bringen würde. Er behauptet, dass Kill Switches und Tracking-Funktionen attraktive Ziele für böswillige Akteure werden könnten, wodurch erhebliche Schwachstellen in kritischen KI-Systemen entstehen würden. Stattdessen setzt sich Nvidia für etablierte Cybersicherheitsprinzipien wie die „Defense in Depth“ ein, die das Schichten mehrerer Schutzmaßnahmen beinhaltet, anstatt sich auf einen einzigen Punkt zentraler Kontrolle zu verlassen. Das Unternehmen hebt hervor, dass seine Chips in hochsensiblen Sektoren eingesetzt werden, darunter im Gesundheitswesen, in der Luftfahrt und in autonomen Fahrzeugen, wo ein zentral gesteuerter Kill Switch katastrophale Risiken darstellen könnte.
Reber zieht eine Parallele zur unglückseligen Clipper-Chip-Initiative der US-Regierung aus den 1990er Jahren, einem Projekt, das darauf abzielte, den Regierungszugriff in verschlüsselte Kommunikationen einzubetten, aber letztendlich aufgrund kritischer Sicherheitsmängel aufgegeben wurde. Nvidia unterscheidet seine Chips auch von Verbrauchertechnologien wie „Mein Telefon finden“-Funktionen und betont, dass letztere optionale Software-Tools sind und keine permanenten Hardware-Kontrollen. Das Unternehmen bekräftigt seine Abhängigkeit von bewährten Sicherheitskonzepten und transparenten Software-Tools für Überwachung, Diagnose und Patch-Management, die alle unter Benutzerkontrolle bleiben. Nvidia vertritt eine feste Haltung gegen jede Form von Hardware-Hintertür.
Der laufende Prozess und Nvidias prinzipielle Ablehnung von Hardware-Kill-Switches unterstreichen das komplexe Zusammenspiel zwischen nationalen Sicherheitsbedenken, technologischer Innovation und Unternehmenspolitik in der sich schnell entwickelnden Landschaft der künstlichen Intelligenz.