Aalo Atomics sammelt 100 Mio. $ für KI-Rechenzentrums-Atomreaktoren

Businessinsider

Der steigende Energiebedarf der Künstlichen Intelligenz treibt die Rechenzentrumsbranche an den Rand ihrer Kapazitäten und erzwingt eine drastische Verlagerung hin zu robusteren und zuverlässigeren Stromquellen. In einem bedeutenden Schritt, der diesen Wandel signalisiert, hat das in Austin ansässige Startup Aalo Atomics erfolgreich 100 Millionen US-Dollar in einer Series-B-Finanzierungsrunde eingesammelt, wodurch sich das Gesamtkapital auf 136 Millionen US-Dollar erhöht. Diese beträchtliche Investition unterstreicht die wachsende Überzeugung, dass Kernreaktoren, insbesondere kleinere, werkseitig gefertigte Einheiten, nicht nur ein futuristisches Konzept, sondern eine unmittelbare Lösung für den unersättlichen Energiehunger des digitalen Zeitalters sind.

Der Aufstieg von KI und fortschrittlicher Computertechnik hat den Stromverbrauch von Rechenzentren in die Höhe schnellen lassen. Prognosen der Internationalen Energieagentur deuten darauf hin, dass der weltweite Stromverbrauch von Rechenzentren von etwa 415 Terawattstunden (TWh) im Jahr 2024 auf über 1.000 TWh bis 2026 mehr als verdoppelt werden könnte. Dieser Anstieg wird größtenteils durch KI-Workloads vorangetrieben, deren Energieverbrauch laut IDC bis 2027 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 44,7 % zunehmen wird. Goldman Sachs Research prognostiziert ferner, dass der Strombedarf von Rechenzentren bis 2030 im Vergleich zu 2023 um über 160 % steigen könnte. Solche astronomischen Zahlen verdeutlichen eine kritische Herausforderung: die Sicherstellung einer konsistenten, kohlenstofffreien und kostengünstigen Stromversorgung für eine Infrastruktur, die 24/7 betrieben wird und bei der Ausfallzeiten Kosten von über 8 Millionen US-Dollar pro Tag verursachen können. Strom stellt bereits die größte Betriebsausgabe für Rechenzentren dar und macht bis zu 60 % der Gesamtausgaben für Dienstleister aus.

Als Reaktion darauf wenden sich große Technologieunternehmen zunehmend der Kernenergie zu. Tech-Giganten wie Amazon, Google und Microsoft haben bereits begonnen, in fortschrittliche Nuklearlösungen zu investieren oder Partnerschaften dafür zu prüfen. Google hat beispielsweise einen Vertrag zum Kauf von Kernenergie aus kleinen modularen Reaktoren (SMRs) unterzeichnet, die von Kairos Power entwickelt wurden, mit dem Ziel, den ersten bis 2030 in Betrieb zu nehmen. Amazon investiert ebenfalls in SMRs, und Microsoft hat einen Stromabnahmevertrag abgeschlossen, um eine Einheit im Kernkraftwerk Three Mile Island wieder in Betrieb zu nehmen, um seine Rechenzentren zu versorgen. Sogar das digitale Infrastrukturunternehmen Equinix arbeitet mit mehreren Kernenergieentwicklern zusammen, darunter Oklo, Radiant und ULC-Energy (mit Rolls-Royce SMR), um zuverlässige und nachhaltige Elektrizität in sein globales Rechenzentrums-Imperium zu integrieren.

Mit ihrem innovativen Ansatz zur Kernenergie ist Aalo Atomics positioniert, um von dieser aufkeimenden Nachfrage zu profitieren. Das Kernprodukt des Unternehmens ist der Aalo Pod, ein 50 MWe Kraftwerk, das aus fünf einzelnen 10 MWe Aalo-1 Mikroreaktoren besteht. Diese natriumgekühlten Reaktoren, die Uran-Zirkonium-Hydrid (UZrH)-Brennstoff verwenden, sind für die werkseitige Fertigung ausgelegt, was eine Massenproduktion ermöglicht und die Bauzeit und -kosten, die typischerweise mit großen Kernkraftwerken verbunden sind, erheblich reduziert. CEO Matt Loszak formuliert diese Vision mit den Worten: „Wir wollen für Kernreaktoren das tun, was Henry Ford für Autos getan hat.“ Das Unternehmen hat bereits eine 40.000 Quadratfuß große Produktionsstätte in Austin, Texas, eröffnet und einen nicht-nuklearen Prototyp, den Aalo-0, vorgestellt, der sein Engagement für einen skalierbaren und wiederholbaren Herstellungsprozess demonstriert. Aalo Atomics strebt unglaublich niedrige Stromkosten von 3 Cent pro Kilowattstunde an, ein Preis, der die Energielandschaft grundlegend verändern könnte. Das Unternehmen hat auch regulatorische Gespräche mit der US-Atomaufsichtsbehörde aufgenommen und plant, bereits 2026 mit dem Bau seines ersten Kernreaktors zu beginnen, wobei der Betrieb möglicherweise 2027 am Standort des Idaho National Laboratory aufgenommen werden könnte.

Obwohl das Versprechen von kernenergiebetriebenen Rechenzentren immens ist, bleiben Herausforderungen bestehen. Der Bau neuer Reaktoren, selbst modularer, erfordert erhebliches Anfangskapital und die Navigation durch komplexe regulatorische Hürden. Bedenken hinsichtlich der nuklearen Brennstofflieferkette und der langfristigen Lagerung abgebrannter Kernbrennstoffe bestehen ebenfalls. Befürworter argumentieren jedoch, dass fortschrittliche Reaktorkonstruktionen verbesserte Sicherheitsmerkmale aufweisen und dass die lange Lebensdauer und stabilen Betriebskosten von Kernkraftwerken eine überzeugende Langzeitlösung bieten. Da der Rechenbedarf der KI seinen unerbittlichen Aufstieg fortsetzt, signalisiert die Investition in Unternehmen wie Aalo Atomics einen klaren Weg nach vorn: eine Zukunft, in der die digitale Welt vom Atom angetrieben wird.