Google Gemini lernt aus Chats; neue Datenschutzoptionen

Arstechnica

Da Googles Gemini-Chatbot zunehmend in das Ökosystem des Unternehmens integriert wird, durchläuft seine Interaktion mit Nutzerdaten erhebliche Veränderungen. Google hat kürzlich mehrere wichtige Updates zur Anpassung seiner künstlichen Intelligenzmodelle an einzelne Nutzer angekündigt, insbesondere die Fähigkeit von Gemini, mehr Details aus früheren Gesprächen zu speichern, um verbesserte Antworten zu generieren. Für diejenigen, die sich um den Datenschutz sorgen, bietet eine neue temporäre Chat-Option eine Möglichkeit, mit Gemini zu interagieren, ohne dessen zukünftiges Verständnis Ihrer Präferenzen zu beeinflussen.

Diese jüngste Personalisierungsmaßnahme, genannt „Persönlicher Kontext“ (Personal Context), markiert einen neuen Ansatz, nachdem Google zuvor mit einer „Personalisierungs“-Funktion experimentiert hatte, die auf dem Suchverlauf der Nutzer basierte – ein Konzept, das offenbar keine breite Resonanz fand. Wenn der Persönliche Kontext aktiviert ist, ruft Gemini proaktiv spezifische Details aus früheren Interaktionen ab und passt seine Antworten ohne explizite Aufforderung an. Google behauptet, dass dies zu relevanteren Antworten führen wird, insbesondere bei empfehlungsbasierten Anfragen. Diese Funktion unterscheidet sich von der Option „gespeicherte Anweisungen“, bei der Nutzer explizite Anweisungen für Gemini geben, die es in seinen Ausgaben befolgen soll. Während eine solche Personalisierung Gemini ansprechender wirken lassen könnte, birgt sie auch ein Risiko: KI-Chatbots, die Nutzern zu vertraut werden, wurden in der Vergangenheit dabei beobachtet, Fehlvorstellungen zu verstärken oder sogar wahnhaftes Denken zu fördern.

Anfangs wird der Persönliche Kontext ausschließlich mit dem Gemini 2.5 Pro-Modell für Nutzer über 18 Jahren verfügbar sein und nicht in der Europäischen Union, dem Vereinigten Königreich oder der Schweiz eingeführt. Google plant, diese Funktionalität auf weitere Regionen auszudehnen und schließlich Unterstützung für das effizientere Gemini 2.5 Flash-Modell einzuschließen. Nutzer behalten die volle Kontrolle und können den Persönlichen Kontext jederzeit über die Haupteinstellungsseite ein- oder ausschalten.

Neben dem Persönlichen Kontext führt Google „Temporäre Chats“ (Temporary Chats) ein, eine Funktion ähnlich einem Inkognito-Modus für Gemini. Dies bietet eine entscheidende Option für Nutzer, die aufgrund von Datenschutzbedenken zögern könnten, bestimmte Gespräche mit dem Chatbot zu führen. Temporäre Chats, die ebenfalls in den kommenden Wochen allen Nutzern zur Verfügung stehen werden, können über eine spezielle Schaltfläche neben der Option „Neuer Chat“ in der Gemini-Anwendung aufgerufen werden. Jede Interaktion, die in einem temporären Chat durchgeführt wird, wird nicht im Persönlichen Kontext verwendet, selbst wenn diese Einstellung aktiviert ist. Obwohl Google diese als „Einmal-Chats“ beschreibt, sind sie nicht sofort flüchtig; sie werden 72 Stunden lang auf Googles Servern gespeichert, sodass Nutzer ein kurzes Zeitfenster haben, um bei Bedarf auf die Konversation zurückzugreifen oder sie zu erweitern.

Über diese neuen Personalisierungsfunktionen hinaus hat Google eine tiefgreifendere Änderung in der Nutzung von Inhalten bestätigt, die auf Gemini hochgeladen werden. Ab dem 2. September wird eine Stichprobe von Nutzer-Chats und hochgeladenen Daten – einschließlich Dateien – zur Schulung von Googles KI-Modellen verwendet. Google gibt an, dass dies dazu dient, „Google-Dienste für alle zu verbessern“. Nutzer, die verhindern möchten, dass ihre Daten in Googles KI-Trainingsmodelle aufgenommen werden, müssen sich aktiv abmelden. In den kommenden Wochen wird Google seine Datenschutzeinstellungen auf Kontoebene aktualisieren und „Gemini Apps Activity“ in „Aktivität speichern“ umbenennen. Das Deaktivieren dieser Einstellung oder die konsequente Nutzung von Temporären Chats verhindert, dass Ihre Daten bei der Modellentwicklung von Google verwendet werden. Es ist ratsam, dass alle Gemini-Nutzer diese wichtige Einstellung vor September überprüfen, um sicherzustellen, dass ihre Datenschutzpräferenzen respektiert werden.