Experte: KI-Boom wird Anlegern mehr Schmerz zufügen als Dotcom-Crash
Der aufstrebende Sektor der künstlichen Intelligenz, der derzeit einen monumentalen Aufschwung erlebt, birgt laut Erik Gordon, klinischer Assistenzprofessor an der Ross School of Business der University of Michigan, ein ominöseres Risiko für Anleger als der berüchtigte Dotcom-Crash. Gordon, ein Experte für Unternehmertum und Technologiekommerzialisierung, der häufig von großen Finanzmedien zitiert wird, warnt davor, dass die zugrunde liegende KI-Technologie zwar tatsächlich revolutionär ist, die aktuellen Bewertungen des Marktes jedoch zu weit verbreitetem finanziellem Leid führen könnten.
Gordons zentrale These postuliert einen entscheidenden Unterschied zwischen dem aktuellen KI-Hype und der Dotcom-Blase der späten 1990er Jahre. Während des Internetbooms waren viele der wegweisenden Unternehmen relativ kleine, junge Start-ups mit begrenzten Aktionärsbasen. Als die Blase platzte, waren hauptsächlich „mutige oder törichte Anleger“ betroffen, da diese Unternehmen oft bankrott gingen. Im krassen Gegensatz dazu sind die Titanen, die heute die Führung in der künstlichen Intelligenz übernehmen, etablierte, profitable Giganten wie Microsoft, Alphabet und Nvidia. Diese Unternehmen verfügen über massive Marktkapitalisierungen und machen einen erheblichen Teil wichtiger Aktienindizes aus, wodurch sie zu festen Bestandteilen von Pensionsfonds und Altersvorsorgeportfolios werden. Gordon argumentiert, dass diese Branchenriesen zwar wahrscheinlich nicht bankrott gehen werden, ein signifikanter Rückgang ihrer Aktienkurse, der durch KI-bezogene Verluste verursacht wird, jedoch einem weitaus breiteren Spektrum von Anlegern Schmerzen zufügen würde.
Diese Ansicht wird von anderen Finanzbeobachtern geteilt. Torsten Sløk, Chefökonom bei Apollo, hat festgestellt, dass die Top-10-Unternehmen im S&P 500 heute eine größere Überbewertung aufweisen als ihre Pendants während der Technologieblase der 1990er Jahre, was darauf hindeutet, dass ein potenzieller Zusammenbruch noch schwerwiegender sein könnte. Es gibt auch Bedenken hinsichtlich der derzeitigen nicht nachhaltigen Bewertungsprämien, die marktführenden KI-Aktien zugewiesen werden, wobei einige Analysten einen möglichen KI-Blasenplatzer im Jahr 2025 vorhersagen. Prognosen deuten darauf hin, dass die globalen KI-Investitionen bis 2025 200 Milliarden US-Dollar erreichen könnten, angetrieben durch Hardware- und Softwareausgaben, was möglicherweise zu einer Marktsättigung und einer anschließenden Korrektur führen könnte. Tatsächlich haben einige Experten, darunter C3.ai-CEO Tom Siebel, offen erklärt, dass es auf dem KI-Markt „absolut eine Blase“ gibt.
Die rasche Beschleunigung der KI-Einführung und -Investitionen ist unbestreitbar. Unternehmen wie Nvidia haben seit 2022 eine Verfünffachung ihrer Einnahmen und eine Verzehnfachung ihrer Gewinne erlebt, angetrieben durch eine unersättliche Nachfrage nach ihren KI-beschleunigenden GPUs. KI-bezogene Investitionen sind im Jahr 2025 zu einem wichtigen Motor des Wirtschaftswachstums geworden, in einigen Fällen tragen sie mehr zum Wachstum bei als die Konsumausgaben und fungieren effektiv als „privates Konjunkturprogramm“. Dieser immense Kapitalfluss und technologische Fortschritt sind in der Tat transformativ. Die aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnisse des Marktes sind zwar hoch, aber nicht immer durchweg „astronomisch“, und die kombinierte Bewertung großer KI-Labore wie OpenAI, xAI und Anthropic bleibt geringer als die individuelle Bewertung von Nvidia.
Trotz der echten Innovation und des wirtschaftlichen Potenzials bleibt der Kern von Gordons Warnung relevant: Das schiere Ausmaß der Investitionen und die breite öffentliche Exposition gegenüber diesen hoch bewerteten KI-Unternehmen bedeuten, dass jede signifikante Marktkorrektur zu beispiellosen Anlegerverlusten führen könnte. Während die Innovationsgeschwindigkeit und der etablierte Charakter einiger KI-Führer diese Ära vom Dotcom-Crash unterscheiden, droht das zugrunde liegende Risiko einer Überbewertung in einem Sektor, der seine langfristige Rentabilität und seine breite wirtschaftliche Auswirkung noch definiert, weiterhin groß.