US-Regierung erwägt Intel-Beteiligung: Kapitalismus-Wandel?

Nytimes

Berichten zufolge erwägt die Trump-Regierung eine außergewöhnliche Intervention im Technologiesektor: Die Umwandlung eines erheblichen Teils der Bundeszuschüsse an Intel in eine Kapitalbeteiligung an dem angeschlagenen Chiphersteller. Dieser potenzielle Schritt könnte die Beziehung zwischen der US-Regierung und Privatunternehmen grundlegend neu definieren und eine deutliche Abkehr vom traditionellen amerikanischen Kapitalismus darstellen.

Der Vorschlag sieht vor, etwa 10,9 Milliarden US-Dollar an Bundeszuschüssen, die ursprünglich Intel im Rahmen des CHIPS and Science Act der Biden-Regierung zugewiesen wurden, in eine 10-prozentige Beteiligung an dem Unternehmen umzuwandeln. Das CHIPS-Gesetz wurde entwickelt, um die heimische Halbleiterfertigung und -forschung zu stärken. Während Berichte von The Times, Bloomberg und The Wall Street Journal diesen Plan detailliert beschrieben haben, bleiben die genauen Mechanismen für die Umwandlung von Zuschüssen in Eigenkapital unklar. Handelsminister Howard Lutnick soll dies als die optimale Strategie ansehen, um Intel, einen Eckpfeiler der amerikanischen Technologieinfrastruktur, zu stärken und die finanziellen Interessen der US-Steuerzahler zu schützen. Dies geschieht, während SoftBank Berichten zufolge ebenfalls in Intel investiert, was die fortwährenden Bemühungen des Unternehmens hervorhebt, Kapital zu sichern und sich in einem wettbewerbsintensiven Umfeld zu behaupten.

Diese potenzielle direkte Regierungsbeteiligung folgt auf die Versuche der Biden-Regierung, große Technologieunternehmen zu ermutigen, Intel-Chips zu priorisieren, Bemühungen, die weitgehend scheiterten. Es stellt sich nun die Frage, ob ein Trump-Weißes Haus aggressivere Taktiken anwenden würde, die möglicherweise Tech-Giganten unter Druck setzen, Intel-Produkte zu kaufen, auch wenn diese nicht als Marktführer gelten. Dies wirft Bedenken hinsichtlich eines fairen Wettbewerbs und einer Marktverzerrung auf.

Eine so tiefgreifende staatliche Beteiligung an einem privaten Unternehmen wie Intel könnte weitreichende Auswirkungen haben. Sie entfacht Debatten über den „staatsgestützten Kapitalismus“ neu, ein Konzept, das zuvor im Kontext der Versuche Washingtons, den Verkauf von Chips für künstliche Intelligenz an China zu beeinflussen, diskutiert wurde. Eine direkte Eigenkapitalinvestition in ein großes amerikanisches Unternehmen stellt jedoch einen noch direkteren und potenziell wirkungsvolleren Schritt auf diesem Weg dar. Während die Motivation der Regierung, eine wichtige heimische Industrie zu unterstützen, verständlich ist, insbesondere angesichts der strategischen Bedeutung von Intel im globalen Technologiewettlauf, sind die umfassenderen Konsequenzen beträchtlich.

Die Auswirkungen erstrecken sich über den gesamten Technologiesektor, beeinflussen den globalen Wettbewerb um die Vorherrschaft in der künstlichen Intelligenz und stellen etablierte Normen des US-Kapitalismus in Frage. Es wirft kritische Fragen zur Marktdynamik, zur Rolle der Regierung bei der Steuerung der Privatindustrie und zu möglichen Präzedenzfällen für zukünftige Interventionen auf. Eine zentrale Herausforderung wird darin bestehen, zu ermitteln, woher die Nachfrage nach Intel-Chips stammen wird, insbesondere wenn die Produkte des Unternehmens weiterhin einem harten Wettbewerb durch Konkurrenten ausgesetzt sind. Dieser beispiellose Schritt wäre nicht nur ein Test der Wirtschaftspolitik, sondern auch eine tiefgreifende Aussage über die sich entwickelnde Natur der amerikanischen Industriestrategie.